Intercepted
Oksana Karpovych
![A middle-aged man is sitting alone in a modest, dimly lit kitchen. He is casually dressed in a black t-shirt, maroon shorts, and sandals. He is seated on a chair near a window with floral curtains, gazing thoughtfully outside. The kitchen around him is somewhat cluttered, with various items on the countertop and table, adding to a quiet, reflective mood.](/files/live/sites/lux-award/files/images/films/2025/intercepted-landscape.jpg)
© Lightdox. All rights reserved.
Kanada, Frankreich, Ukraine | 95 min | 2024 | Dokumentarfilm
Was treibt Menschen dazu, in ein anderes Land einzumarschieren und einen Krieg zu beginnen? Dieser Frage geht der Film „Intercepted“ nach und zeigt dabei zwei parallele Welten. In langsamen Kamerafahrten werden dem Publikum Bilder der Zerstörung gezeigt. Man sieht ukrainische Dörfer, Städte, Häuser und Straßen nach ihrer Befreiung von der russischen Besatzung. Wir sehen genauer hin: Was wir sehen, sind nicht Zerstörung und Tod, sondern Landschaften, die sich wieder mit Leben füllt. Der Film vermittelt Hoffnung – und geht gegen die Abgestumpftheit vor, die durch die Masse an Schreckensbildern in den Medien entstanden ist. Er bietet einen Rahmen für die Flut an Bildern. Dem gegenüber steht die Tonspur im schockierenden Kontrast zum Bildmaterial. Der Film ist mit Aufzeichnungen von Telefongesprächen zwischen russischen Soldaten in den Schützengräben in der Ukraine und ihren Familien unterlegt, die 2022 vom ukrainischen Geheimdienst abgefangen wurden. Es ist schwer, zu entscheiden, was daran verstörender ist: das Geständnis der Soldaten, ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten und Kriegsgefangene vergewaltigt, ausgeraubt und brutal gefoltert zu haben, oder die (hauptsächlich) weiblichen Stimmen „zu Hause“, die Chauvinismus und Hass, Desinformation und schizophren anmutender Propaganda ausgesetzt sind. Ton und Bild treffen perplex aufeinander – einzig der filmische Weg ermöglicht es, sie zusammenzuführen.